Nachkriegslimousinen: Die Heckflosse

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Das Wirtschaftswunder hat Nachkriegs-Deutschland im Westen fest im Griff. Die große Zeit der Motorradindustrie ist zu Ende, innerhalb eines Zeitraums von 2,3 Jahren ist der Markt auf einen Bruchteil zusammengeschrumpft – Wer es sich irgendwie leisten kann, fährt Auto!

Die Spanne reicht von Kleinstmobilen bis zu den großen Wagen, die nicht mehr von Vorkriegskonstruktionen abgeleitet, sondern technisch und optisch auf einem modernen Stand sind. Im Goliath GP700 ist die erste Einspritzung verbaut, die Scheibenbremse findet Einzug in die Großserie, auch die selbsttragende Karosserie wird zum Standard.

Neue Karosserieform: Heckflosse

Passend dazu werden die Karosserien niedriger, gestreckter, eleganter – und tragen auch gerne kleine und größere Heckflossen.

Klassiches amerikanisches Dickschiff: Der Chevrolet Bel Air mit sehr ausgeprägter Heckflosse

Was fuhren erfolgreiche Selbständige und leitende Angestellte? Natürlich wohlproportionierte, geschlossene Viertürer, klassische Limousinen (in den USA „Sedan“, in Italien „Berlina“ genannt).

Lassen wir die Luxusklasse wie den Adenauer-Mercedes hier mal außen vor und schauen uns die erschwinglichere Oberklasse an.

Luxuriöse Oberklasse: Der Adenauer Mercedes

In Deutschland teilen sich wenige Marken den Markt. Rover, Lancia und Jaguar werden ebenso wie amerikanische Dickschiffe in den Zulassungszahlen unter „ferner liefen“ geführt.

BMW bietet hier den Barockengel, der aber schon in Richtung des Adenauer-Mercedes schielt.

BMW Barockengel

Zwischen den V8 und dem Zweizylinder-BMW 700 klafft eine riesige Lücke, die das Unternehmen fast die Existenz kostet.

Es gibt den Borgward P100, der es gar nicht richtig in den Markt schafft – 1960 eingeführt, kommen schon zum Jahreswechsel erste Gerüchte zur Insolvenz von Borgward – und wer kauft bei einer möglichen Pleitefirma noch einen teuren Wagen?

Ford und Glas bedienen das Segment auch nicht…

Übrig bleiben so tatsächlich nur der Opel Kapitän und natürlich der Mercedes 220.

Der Opel Kapitän trug eine europäisierte amerikanische Karosserie, viele Modellwechsel zeigen die schnelle Entwicklung, er sollte immer modisch bleiben.

Technisch ein tolles und solides Auto. Auch ein armer, großer Hirsch, der eines Tages meinem Vater auf der Autobahn vor seinen Kapitän sprang, konnte bei allem Einsatz noch nicht mal eine richtige Delle hinterlassen – und war doch hirschetot.

Opel Kapitän ("Von Wleiter - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=569870")

Und der Konkurrent: Mercedes Benz W111

Wie er wirkt? Souverän. Innen wie außen unglaublich solide, aus dem Vollen geschnitzt und gefräst. Da scheppert nix. Und er ist nicht modisch – er ist modern!

Armaturenbrett des Mercedes 220 SEb, der Heckflosse; eine Besonderheit: Der Bandtacho

Wie er sich fährt? Souverän. Spritzig ist anders, aber gelassen und ausgeruht scheint man jedes Ziel erreichen zu können. Natürlich sind heutige Autos anders, leiser, gedämmt, viel funktionaler und durchdachter. Und austauschbarer, von vielen Ecken, Kanten und Macken befreit.

Aber „die Heckflosse“ bleibt immer der Inbegriff des gediegenen Nachkriegsautos – ein schönes Exemplar stellen wir Euch in einem Video vor:

Vielen Dank an Markus Sinß aus Windesheim, den Besitzer des vorgestellten Wagens!

Bildquelle:
Opel Kapitän: Wikimedia – Wleiter

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